Marokko – Marrakesch und Essaouira
Marokko stand schon lange auf der Reiseliste. Eines der wenigen nordafrikanischen Länder, dass als sicher gilt und dank vieler günstiger Flüge direkt und einfach zu erreichen ist. Auch wenn mir die Vorstellung von etwa 3,5h in einem Ryanair Flugzeug nicht so besagt, für 40€ will ich mich nicht beklagen. So sitze ich im Mai im Flieger, gemütliche 8 Tage habe ich in Marokko und außer dem Wunsch ans Meer zu fahren nicht viel geplant.
Donnerstag
Ich lande am frühen Abend in Marrakesch, der touristischen Großstadt im Südwesten von Marokko. Mein Hostel liegt in der Medina, der Altstadt von Marrakesch. Nach einem kurzen Blick auf die Karte entschied ich mich für den vom Hostel organisierten Pickup Service vom Flughafen, zu verästelt sieht mir das Gassengewirr der Innenstadt aus. Richtige Entscheidung, nach kurzer Taxifahrt geht es zu Fuß weiter: Links, rechts, links, ein Stück gerade, beim Torbogen links, wieder rechts und dann ist man da. Alles kleine Gassen, alle sehr ähnlich. Nur ein unscheinbares Schild weist auf das große Hostel hin.
Im Hostel gibt es zu erst einmal einen Minztee, das Nationalgetränk der Marokkaner: Immer mit frischer Minze und viel, viel Zucker. Lecker.
Zum Abendessen gehen wir mit einer großen Gruppe aus dem Hostel zum Djemaa el Fna, dem großen Marktplatz von Marrakesh. Erst in den Abendstunden erwacht dieser so richtig zum Leben und ergänzt mit der umgebenden Medina das Gefühl von 1001 und einer Nacht. Voller Menschen, kleiner Stände, Gaukler, Wahrsager, Menschen mit Affen, Schlangenbeschwörer, Henna Tattoo Maler, vieler Stände, Trommler, Tänzer und Sänger.
Es ist schön zu sehen, dass auch viele Einheimische noch den Djemaa el Fna besuchen und er nicht zu einer reinen Touristenattraktion verkommen ist. Nur das Essen haut mich nicht so wirklich um, eher ganz gute Massenware.
Bevor es zurück zum Hostel geht, trinke ich mit Sebastian (Argentinier, der in NYC lebt) noch einen weiteren Tee in einem Cafe. Dort spricht uns Maschub an, der aus Marrakesh kommt und uns noch mit dem ein oder anderen Tipp versorgt.
Durch das Gassengewirr geht es mit dem Handy in der Hand zurück zum Hostel. Ohne der Straßenkarte auf dem Handy wären wir ziemlich verloren gewesen. Im Dunkeln sehen die leeren Gassen ganz anders aus als am Tage.
Natürlich hat auch das Hostel diverse Dachterrassen, von denen man einen tollen Rundumblick über das nächtliche Marrakesch genießen kann.
Freitag
Am nächsten Morgen gibt es ein leckeres Frühstück im Hostel, mit vielen süßen marokkanischen Gerichten. Für heute stehen die klassischen Sehenswürdigkeiten auf dem Programm: Medina erkunden, ein Besuch der Koranschule (Medersa Ben Youssef), ein Besuch der Paläste (Palais de la Bahia), Besichtigung des Minarets (Koutoubia Minaret) und ein Besuch des Gartens Jardin Majorelle. Alles wunderbar sehenswert. Vermisst habe ich in der Koranschule oder im Palast die ein oder andere erklärende Beschreibung. Zwar sehen die leeren Räume auch ohne Erklärung märchenhaft schön aus, aber interessanter wäre es, wenn es Geschichten und Hintergründe zu lesen geben würde.
Zwischendrin gibt es einen weiteren Minztee und ein frühes traditionelles Abendessen in einem kleinen Restaurant: Couscous und eine Tagine.
Samstag
Für Samstag steht ein Ausflug an. Endlich der immer heißer werdenden Stadt entfliehen. Um 8Uhr morgens geht es los, kurze Zeit später sitze ich im Minivan. Die meiste Zeit der über 1,5h dauernden Fahrt döse und schlafe ich so vor mich hin. Dann sind wir endlich in Ouzoud angekommen. Ouzoud bedeutet übrigens Olive und das ist auch das erste was wir sehen: Jede Menge Olivenbäume (übrigens alle mit einem Farbstreifen markiert: So unterscheiden die Familien die Olivenbäume, die ihnen gehören). Erst laufen wir am Fluss entlang und dann hinab zu den Wasserfällen. Im Gegensatz zu vielen anderen ist der Name wirklich angemessen: Dutzende Meter stürzt sich das Wasser hinab in einen kleinen See. Sehr malerisch; wenn jetzt noch ein paar Flugsaurier über uns hinweg fliegen würden, es würde mich nicht wundern, so saftig grün, so neblig und doch sonnig ist die Szene (erinnert mich stark an die Jurassic Park Filme).
Nach einer kurzen Runde auf einem der Boote, das uns ganz dicht an den Wasserfall bringt, geht es wieder den Berg hinauf. Unterwegs wird in einem Restaurant pausiert, natürlich mit schöner Aussicht auf den Wasserfall. Dann gibt es noch einige Esel und wilde Affen zu sehen und einen Blick von oben hinab auf den Wasserfall. Zurück zum Minivan und zurück nach Marakesch. Ein schöner Ausflug, allerdings mit viel Zeit im Auto.
Sonntag
Der Sonntag wird gemütlich, so gemütlich, dass ich zu spät zum Frühstück komme. Zum Glück ist das kein Problem und es wird noch einmal aufgetischt.
Heute will ich mir einmal das neue Marrakesch anschauen, die sogenannte New Town. Im Gegensatz zur Medina bietet die New Town breite Straßen, moderne Läden internationaler Ketten, große Supermärkten (auch mit Alkoholverkauf, den es in der Medina nur an wenigen Stellen gibt) und westlich gekleideten Menschen (Frauen in Highheels und Kostüm sieht man in der Medina nicht). Auch den Cyberpark schaue ich mir an: Hier gibt es doch tatsächlich öffentliche Internetterminals.
Nach einem Besuch im Supermarkt (irgendwie habe ich leider mein Shampoo verloren und brauchte Ersatz) geht es zu Fuß weiter zu den Menara Gärten. Eigentlich nicht besonders weit, aber bei den Temperaturen nicht zu unterschätzen. So mache ich einen Zwischenstopp zum Abkühlen und Wasser kaufen in der Ménara Mall, der wohl einzigen Mall in Marrakesch. Nicht besonders groß, kaum mir bekannte Läden, großes Kinderparadies in der obersten Etage, aber angenehm klimatisiert.
Die Menara Gärten sind leider eine Enttäuschung: Das riesige Wasserbecken ist leer und ansonsten gibt es nur riesige Olivenhaine. Viele Familien sitzen, trotz der Hitze unter den Olivenbäumen und Picknicken.
Wieder im Hostel freue ich mich über eine kühle Dusche. Zum Abendessen gehe ich gemeinsam mit einem Polen, der mittlerweile in Boston lebt, wieder in die Nähe des Djemaa el Fna.
Den Abend verbringe ich auf der Dachterrasse: Lausche dem immer leiser werdenden Marrakesch und genieße den Blick auf den Sternenhimmel. Begleitet von einem sachten Windzug, der die Hitze aus der Stadt treibt. Einfach wunderschön.
Montag
Heute geht es endlich ans Meer. Mit der Tagestour, die über das Hostel gebucht werden kann, geht es im Minibus nach Essaouira (begleitet von Michael (UK) und Angela (USA)). Unterwegs sehen wir tatsächlich Ziegen, die auf Bäumen stehen. Ähnlich wie Bergziegen hüpfen und klettern die Ziegen auf Arganbäume, um an die Früchte zu kommen. Anstatt direkt wieder hinab zu klettern, verweilen die Ziegen allerdings auf den Ästen. Ein sehr skurriles Bild.
Gegen Mittag erreichen wir Essaouira: Die ganze Stadt ist von Nebel und Dunst eingeschlossen. Ein eher mystischer Empfang. Deutlich kühler ist es natürlich auch. Ich suche mir ein Hostel; natürlich liegt das in einer hinteren, kleinen Gasse, ist aber wirklich schön, sauber und günstig.
Danach laufen wir zum Hafen, doch der Tagesfang ist bereits verkauft. Daher geht es in ein nahes Restaurant, etwas teurer, als Fisch vom Markt aber sehr lecker. Auch wenn das Wetter nicht so super ist gehen wir an den Strand.
Am frühen Abend fahren Michael und Angela zurück nach Marrakesch und ich erkunde noch etwas die Stadt. Zum Abendessen gibt es Pastilla. Ein wunderbar schmackhaftes Gericht: Ein kleiner Blätterteigkuchen, gefüllt mit saftigem Hähnchenfleisch, Mandeln, Datteln und Rosinen, etwas beträufelt mit Honig. Sehr lecker. Vorab gibt es natürlich grüne und schwarze Oliven, mit Harissa und Brot. Gut gesättigt kehre ich zurück ins Hostel.
Dort lerne ich eine der wenigen weiteren Gäste kennen, Kandel aus Birmingham.
Wir beschließen morgen zusammen Surfen zu gehen und verbringen ansonsten einen gemütlichen Abend mit dem Besitzer des Hostels.
Dienstag
Gemütlich ausschlafen und lecker im Hostel frühstücken, damit ist der Morgen gefüllt. Gegen Mittag werden wir zum Surfen abgeholt; wir laufen zu einem Taxi, während die Surfboards mit einem Karren zum Strand gefahren werden (Karrenzieher ist hier ein ganz klassischer Beruf). Die Sonne scheint, am Himmel nur ein paar kleine Wolken, der Strand angenehm sandig, nicht felsig und nicht zu tief. Ideal für uns (so müssen wir nicht hinauspaddeln, sondern können einfach durchs Wasser waten). Die Wellen sind uns ebenfalls wohlgesonnen und auch der Surflehrer macht einen guten Job. Perfekt!
Am späten Nachmittag sind wir zurück und gehen mit Karen (Belgien) und dem Besitzer in einem super kleinen Restaurant essen (das ist mit 15MAD auch meine günstigste Mahlzeit; ca. 1,40€). Nach dem Essen erkunde ich mit Karen und Kandel noch die Stadt, die im Sonnenschein so ganz anders wirkt als gestern im Nebel.
Mittwoch
Auch heute geht es surfen und es passt wieder alles: Wetter, Wellen, Laune – alles super. Nach dem Surfen gibt es leckere Sandwiches, dann einen ausgedehnten Mittagsschlaf, zum Abendessen nochmal Pastilla, bevor wir mittlerweile um Ruby (Canada) ergänzt den Abend im Hostel verbringen.
Donnerstag
Langsam neigt sich meine Zeit in Marokko dem Ende entgehen. Heute geht es zurück nach Marrakesch, diesmal mit dem normalen Bus (modern und gekühlt), dann mit dem Stadtbus hinein in die Altstadt (soweit es mit dem Bus möglich ist). Ich bin diesmal in einem anderen Hostel: Natürlich liegt auch das gut versteckt hinter der großen, mittleren und dann der kleinen Gasse, entpuppt sich aber als riesiger Komplex inklusive Swimmingpool. Nach einer kleinen Siesta im Hostel, mache ich mich auf den Weg zum Friseur. Vorher sind mir dutzende kleine Friseurläden aufgefallen, aber jetzt bin ich lange am Suchen. Dann ist es auch noch teurer als gedacht (oder ich habe schlecht gehandelt), aber dafür ist die Wolle vom Kopf :)
Abendessen gibt es zum dritten und letzten Mal in der Nähe vom großen Markt. Danach genieße ich noch etwas die Dachterrasse und gehe schlafen.
Freitag
Auch wenn das Bett sehr bequem aussah – ich habe nicht gut geschlafen und der Wecker klingelt viel zu früh. Glücklicherweise kann ich vor der Abreise noch kurz frühstücken: Ich genieße die Ruhe und Kühle beim Frühstück, sowie den Ausblick von der Dachterrasse, bevor die quirlige Stadt wieder zum Leben erwacht. In der noch ruhigen Medina finde ich schnell ein Taxi.
Taxifahrer: „To the airport?“
Ich: „Yes. How much?“
Taxifahrer: „150 Diram.“
Ich (breit lächelnd): „70 Diram.“ (ca. 6,5Euro)
Taxifahrer (grinst breit zurück): „Oui Monsieur“
Klappt doch mit dem Handeln, ich fühle mich so richtig angekommen in Marokko und bin doch schon wieder auf dem Heimweg.
Meine Unterkünfte
Hostel 1 in Marrakesch: Riad Marrakech Rouge
Hostel 2 in Marrakesch: Equity Point Marrakesh (mit Pool)
Hostel in Essaouira: Essaouira Surf Mellow Hostel
Lust auf mehr Marokko und Marrakesch?
- Meine Top 10 Liste für Marrakesch
- Lonely Planet Marokko – Gewohnt guter Einstieg und Überblick
- Im Haus des Kalifen – Von einem der nach Casablanca zog
- Das Haus der sprechenden Tiere – Eine Fabel über Tiere in Marrakesch (auch in seinen sonstigen Büchern findet man immer wieder Geschichten aus Marokko)