Sagt mehr „Hello“ zu Fremden und schenkt ihnen ein :)

22. März 2015 at 22:48

Ich bin gerade in Shanghai gelandet und mit dem Transrapid in die Stadt gefahren. Der olle Zug fährt nur noch einige Male am Tag die Spitzengeschwindigkeit von 400kmh. Blöd. Das Wetter ist diesig und grau. Blöd. Mit der Ubahn geht es weiter zum Hostel. Die Chinesen kennen beim Ein- und Aussteigen keine Rücksicht: Jeder drückt, drängelt und schiebt so kräftig er nur kann. So dauert natürlich alles noch länger. Blöd. Immerhin ist es so voll, dass ich auch mit Rucksack beim Anrempeln nicht umfalle. Am schlimmsten: Die Chinesen wollten mich erst gar nicht einreisen lassen. In der Chinesischen Botschaft in Süd Korea: „Das Visum für China müssen sie in Deutschland beantragen“. Ich bin fassungslos: „Lässt sich da nichts machen“ – frage ich mit meinem charmantesten Lächeln auf den Lippen – „Nein.“ Blöd. Blöd. Blöd. Jetzt darf ich erstmal nur drei Tage in Shanghai bleiben und muss dann wieder aus China ausreisen.

Shanghai

Shanghai

Nach etwas Suchen habe ich mein Hostel gefunden. Gut! Doch es gibt im Hostel keine kostenlose Stadtkarte und Touren werden auch nicht angeboten. Blöd. Jetzt muss ich mich auch noch um alles selbst kümmern. Blöd. Das Internet ist zensiert und mein VPN geht nicht. ARGH! Ich trotte los, gehe bei einem Bäcker etwas Kuchenähnliches einkaufen. Schmeckt mir nicht. Blöd. Missmutig setze ich einen Fuß vor den anderen und laufe durch diese graue Stadt. Gedankenverloren stehe ich an einer großen lauten Straße. Die Fußgängerampel ist rot. Blöd. Irgendwas rempelt mich an. Oh Mann, nirgends hat man seine Ruhe – es gibt einfach zu viele Chinesen. Erneut zupft mich etwas am Ärmel. Genervt drehe ich mich um. Bestimmt wieder irgendein Verkäufer. Dort steht ein kleiner, alter Chinese und grinst mich freudestrahlend an. „Hello“ sagt er zu mir und lächelt noch breiter. Vereinzelt kommt leises Kichern von seinem Rücken. Ich blicke auf und sehe ich eine Gruppe voller Chinesen. Etwas verlegen, weil ich damit nun wirklich nicht gerechnet habe, antworte ich: „Hello“.  Mehr sagt er nicht, mehr sage ich nicht. Jetzt stehen wir beide da und lächeln uns an (also ich auf der einen und die Gruppe auf der anderen Seite). Wobei er und die Gruppe das deutlich besser und überzeugender machen. Nicht mehr blöd.

Für mehr langt unsere gemeinsame Sprache nicht. Mehr Englisch kann er nicht und mehr als „ni hau“ kann auch ich in Chinesisch nicht.

Doch dieses einfache Wort und das freudige Strahlen langen vollkommen aus. Er hat mich mit seinem simplen „Hello“ aus meiner miesen Stimmung befreit. Ich merke wie sich meine Laune bessert, merke wieder warum ich reise und wie blöd ich mich verhalten habe. Für genau solche Momente lohnt sich das Reisen. Für gegenseitiges Lächeln :) Gar nicht blöd.