Indien: Bikaner, Khuri und Jaisalmer
Am Donnerstag geht es nach einem überschaubaren Frühstück, aber immerhin Buffet, weiter mit dem Auto. Das Tagesziel lautet Bikaner. Nach einigen Stunden Fahrt, die ich hauptsächlich mit Schlafen und Landschaft anschauen verbringe, halten wir in Deshnok. Dort wartet der Karni Mata Tempel auf uns. Auch genannt der Rattentempel. Und im Tempel wimmelt es nur so von Ratten. Gläubige Hindus versorgen sie ausreichend mit Futter. Besonders Glück hat man übrigens, wenn eine Ratte über die Füße läuft oder man eine weiße Ratte sieht. Beides traf auf uns leider oder vielmehr zum Glück nicht zu (die Schuhe muss man übrigens vorher, wie bei den meisten heiligen Stätten, ausziehen).
Es ging weiter nach Bikaner. Wir trafen am späten Mittag ein und bezogen zuerst unser Hotelzimmer. Am Nachittag ging es dann zum Junagarh, einer großen Festung aus dem Jahre 1593. Im Eintrittspreis eingeschlossen ist direkt eine Führung. In unserer Gruppe stellten wir die einzigen beiden Ausländer dar, trotzdem oder gerade deswegen wurde alles nur für uns noch einmal auf Englisch wiederholt. Allerdings trieb uns der Führer fast mehr von Raum zu Raum, machte dabei von uns dutzende Fotos und wiederholte sich häufig. Natürlich ging es ihm dabei um ein üppiges Trinkgeld ;-) Die Festung an sich ist ansonsten sehr imposant und zeigt den Reichtum und die Macht der Maharadschas.
Den restlichen Nachmittag und Abend verbrachten wir im Hotel. Neben einem leckeren Abendessen planten wir dabei auch unsere kommende Route Richtung Südindien.
Am Freitag hieß es zeitig aufstehen. Wieder stand eine mehrstündige Autofahrt vor uns. Dabei braucht man für 100km Strecke etwa mehr als 2h.
Am Nachmittag kamen wir in Khuri an. Einer kleinen Stadt am Rande der Wüste, etwa 2h von der pakistanischen Grenze entfernt. Die Stadt scheint dabei nur aus kleinen Resorts zu bestehen. Auch wir kamen in einem solchen unter. Doch zu erst einmal stand Kamelreiten an. Eine wackelige, nicht sehr gemütliche Art des fortbewegens. Allerdings hat man einen guten Ausblick vom Rücken der Kamele. Eine gute Stunde sind wir, je ein Führer je Kamel vorne weg, durch die Wüste gewandert. In der doch sehr grünen Wüste haben wir dabei auch Antilopen gesehen.
Auch den Sonnenuntergang haben wir erleben können. Imposant, wobei es schade war, dass sich einige andere Touristen mitten in unseren Panoramablick setzten.
Zurück zum Resort ging es dann wesentlich schneller: Der Führer setze sich hinter uns auf das Kamel und dann wurde geritten. So macht das ganze schon viel mehr Spaß.
Im Resort gab es eine Tanz und Gesangsdarbietung, die allerdings mich allerdings nicht überzeugt hat. Auch das anschließende Essen war nicht so lecker, wie die vorherigen Tage. Die Unterkunft war spartanisch und nicht wirklich gemütlich.
So viel uns der Abschied, nach einem sehr kleinen Frühstück, auch nicht besonders schwer. Glücklicherweise war die Fahrzeit heute mit einer Stunde sehr kurz, so dass wir bereits am Morgen in unser Hotel in Jaisalmer einchecken konnten.
Gut gelaunt ging ich duschen, das Wasser kam, wenn auch spärlich, doch warm aus der Brause. Beim Rasieren erlebte ich dann eine böse Überraschung: Das Wasser blieb aus. Sau doof, mit halb eingeschäumten, halb rasierten Gesicht stand ich verdutzt vor dem Spiegel. Ich probierte alle Wasserhähne durch. Doch es half nichts. Nur aus der Dusche tröpfelte ein wenig Wasser. Immerhin konnte ich so die Rasur beenden.
Schlussendlich haben wir ein neues Zimmer bekommen. Warum das Wasser jedoch versiegte wissen wir nicht.
Bevor wir aufbrechen geht es mal wieder ans Wäsche waschen bzw. waschen lassen. Die Abrechnung erfolgt in Indien Stückweise getrennt nach Anzahl der großen und kleinen Wäscheteile. Dazu wird dann einfach die Wäsche auf dem Hoteltresen ausgebreitet und vom Portier gezählt: Stück für Stücke durch die schmutzige Wäsche.
Am frühen Mittag treffen wir uns Führer Santi für die Stadt und das Fort. Ein wahrer Glücksgriff: Santi hat seine Berufung gefunden und gibt uns eine lebendige, spannende Führung. Fast 5h sind wir zusammen unterwegs. Zu erst hinauf in das riesige Fort von 1156, in dem noch heute an die 3000 Menschen leben. Dabei weist er uns auf die Übervölkerung des Forts hin. Es wird wild und ohne Genehmigung auf dem Berg des Fortes gebaut. Durch den steigenden Wasserbedarf und das damit verbundene Abwasser bröckeln viele der Mauern. Auch sonst wir an dem Fort kaum etwas renoviert. Im ehemaligen Gefängnis des Forts ist heute eine Schule und ein Kindergarten untergebracht. In der Umgangssprache ist die alte Bezeichnung geblieben. So sagen die Kinder morgens „Tschüss, Mama, ich gehe ins Gefängnis“.
Nach dem Fort geht es hinab in die Stadt und seine vielen kleine Gässchen. Auch in den kleinsten Gässchen findet man übrigens noch Kühe. Nach Santi sind es übrigens alles crazy cows, da sie alles Fressen was sie in der Stadt finden, leider vor allem Plastik. Verteilt in der Altstadt zeigt er uns dutzende Havelis, die uns mit ihren Jalis beeindrucken. Jalis sind dabei gitterartige, durchbrochene Bauelemente (siehe Bilder). Danach gibt es für uns einen Lassi: Ein Getränk mit Früchten auf joghurtbasis. Sehr lecker und sehr erfrischend bei diesem Wetter. Es geht weiter durch die Stadt, vorbei bei vielen Kindern, die Santi mit Bonbons versorgt und die sich am liebsten Stundenlang von uns Fotografieren lassen würden. Weiter zu den Silberschmieden, den Verarbeiten von Kamelleder und immer wieder Havelis.
Am Nachmittag geht es vor einige Stunden zurück ins Hotel und zum Sonnenuntergang schauen wieder hinaus. Von einem Hügel etwas außerhalb der Stadt betrachten wir den Untergang.
Danach gibt es ein leckeres Abendessen, bevor es uns, nach einem anstrengenden Tag, ins Hotelzimmer zieht.