Fazit – Resumee – Rückblick

26. Dezember 2014 at 2:26

From the day we arrive on the planet
And blinking, step into the sun
There’s more to be seen than can ever be seen
More to do than can ever be done (Circle of Life, Lion King)

Ich bin fast 11 Monate unterwegs. Ich sitze in New York im Muscial und höre diese Liedzeilen. Zwei Wochen später kehre ich nach Hause zurück. Drei weitere Wochen später bin ich wirklich angekommen, habe die meisten Menschen wiedergesehen, habe mich an kleinere oder größere Veränderungen gewöhnt und versuche mich an einem Abschlussbericht, einem Fazit (denn es werden noch ein paar weitere Artikel hier erscheinen). Und es ist verdammt schwierig: Es ist so verdammt viel passiert in diesem knappen Jahr: Wie fasst man die Ereignisse eines Jahres, eines Jahres außerhalb der gewohnten Bahnen, zusammen? In meist unbekannter Umgebung: Wer nicht in Indien war, der versteht auch bei der wortreichsten Beschreibung nicht wie es dort ist, nicht wie farbenfroh Indien ist oder wie es riecht. Und Indien riecht immer; leider meist sehr gut oder sehr schlecht, neutral gibt es nicht in Indien. Aber natürlich erzähle ich trotzdem gerne, auch wenn ich gerne zuhöre, wie das Jahr hier verlief. Zuhören ist leichter als erzählen.

Route Worldtrip

Route Worldtrip

338 Tage war ich unterwegs – was eine tolle, erlebnisreiche Zeit. Ich bin dankbar, dass ich diese Zeit ohne schwere Krankheiten, ohne Unfälle, ohne Naturkatastrophen und „menschliche Katastrophen“ überstanden habe, dass so viele Menschen offen, hilfsbereit und freundlich sind, dass so viele Menschen reisen und man nie alleine sein muss, die Natur und Menschheit so viel Sehenswertes auf der Welt verteilt hat und es für uns einfach und günstig ist, sie zu erkunden.
Und jetzt sitze ich hier wühle mich durch tausende Bilder, dutzende Video, habe viele neue Kontakte auf Facebook und ein Herz voller Erfahrungen, Eindrücke, Erlebnisse, voller Geschichten. Schön wieder hier zu sein.

Es ist schön, Wege zu kennen und sich nicht alles immer wieder neu erarbeiten, das heißt vor allem erlaufen zu müssen, Menschen zu treffen, die mich kennen und nicht mehrmals täglich die typischen Reisenden Fragen zu beantworten: Wo warst du bereits und wo geht es noch hin?, Wie alt bist du?, Wo wohnst oder lebst du?, Wie lange bist du schon unterwegs?, Alleine oder in einer Gruppe?, Was machst du Zuhause?, usw. Irgendwann zwischendrin kommt meist noch die: „Achja, wie heißt du eigentlich“ Frage. Und Namen, Namen sind für mich gerade beim Reisen nur noch Schall und Rauch. Ich muss gestehen, ich habe es nach einigen Wochen aufgegeben: Überall lernt man fremde Menschen kennen. Mal nur kurz auf der Straße, mal für eine Nacht und mal für einige Tage. Nur die Namen lerne ich nicht so schnell. Glücklicherweise geht es vielen so. So heißt es dann häufig nur noch „the amercian girl“ oder „the german boy“.

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Wobei natürlich und jetzt kommen wir zur Melancholie: Es ist soooo einfach ins Gespräch zu kommen. Eigentlich wartet jeder Reisende und auch Einheimische nur darauf. Und die genannten Fragen sind der leichte Einstieg. Manchmal langt es genau für die Beantwortung der Fragen und jeder geht wieder seiner Wege, mal tauscht man Kontaktdaten aus, mal reist man ein paar Tage zusammen und einige Male besuchte ich die Menschen daraufhin in ihrem Zuhause. Nun bin ich gespannt, wer sich alles meldet, wenn sie oder er in Frankfurt, Deutschland oder Europa ist.

338 Tage unterwegs, 322 habe ich übernachtet (der Rest waren Nachtflüge/Züge/Busse) in 131 verschiedenen Orten, meist Hostels. An Unterkünften kann mich jetzt glaube ich nix mehr schocken: Vom Luxusho(s)tel bis zur schäbigen Absteige, vom 1er Zimmer bis zum 16er Schlaafsaal, von stündlich gereinigten Sanitäranlagen, bis zu den dreckigsten Zuständen die man sich vorstellen kann (wobei dreckig ist „ok“; eklig wird es wenn es nicht spült / abläuft, wobei hier das eine häufig das andere bedingt), alles gehabt: Vom 3€ Mehrbettzimmer, bis zum 45€ Mehrbettzimmer, vom 7€ Hotelzimmer bis zum 110€ Hotelzimmer.

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Auch beim Essen. Meistens sehr lecker, manchmal geschmacklich nur zum Hungerstillen, meistens sehr frisch und in der Regel einheimisch. Wobei ich wenig außergewöhnliches versuchte: Weder Hund, noch Skorpion. Ich glaube das ausgefallenste waren Hühnerfüße in Peking. Dafür ganz viel Reis, süße, frische Früchte, wenig Kartoffeln und fast immer wenn ich selbst kochte Pasta.

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Ja, das war schon eine Umstellung: Nach 6 Monate in Asien hieß es in Australien und Neuseeland wieder selber kochen und selber Wäsche waschen. Bis auf eine Hose, ein-zwei Tshirts und Strümpfe hat übrigens meine gesamte Kleidung gehalten. Vor allem bei den Schuhen und Hosen bin ich sehr dankbar: In Asien und den USA gibt es quasi keine Hosen mit 36er Länge und bei Schuhgröße 45 kaum Auswahl.

Auch die Verkehrsmittel haben sich nach Asien wieder geändert: Schluss mit Individualverkehr, Tuktuks, Rikschas sieht man nicht mehr auf der Straße und Taxis sind wieder unbezahlbar teuer geworden. Dafür gibt es auch keine Preisverhandlungen mehr und Verspätungen werden zumindest angesagt. Manchmal vermisse ich noch den hohen Takt von Ubahnen in den Megastädten Asiens: An einen 3min Takt, wie er in Shanghai oder Tokio, übelich ist könnte ich mich gewöhnen.

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Häufig werde ich nach dem Highlight des Jahres oder dem besten Land gefragt. Was soll ich da denn antworten? Ich kann nur Aufzählen. Und ich bin froh darum: In jedem Land habe ich mich willkommen und wohl gefühlt. Wobei ich kann sagen: Es gibt Länder in die müsste ich nicht direkt nochmal. Und es gibt Länder in die will ich unbedingt wieder: Türkei, Indien, Singapore, Indonesien, Thailand, Vietnam, China, Japan, Philippinen, Cook Islands… (keine Rangliste). Doch häufig sind diese „Lieblingsländer“ stark geprägt von den Menschen die ich dort traf. Die schäbigste Unterkunft in einer langweiligen, teuren Stadt wird super, wenn man die richtigen Menschen im Hostel trifft. Darüber bin ich sehr dankbar. Selten trifft man totale Vollidioten, nur leider zu häufig Menschen denen 18° Zimmertemperatur zu warm sind, die nachts kaum Rücksicht nehmen, unnötig Krach machen, Lichter anlassen oder Schnarchen. Und nein, vieles weckt mich auch nach 11 Monaten noch auf. Die genauen Gegenteile gibt es auch: Menschen die, weil nicht alle in ihrem Bett liegen, die Lichter eingeschaltet lassen.

Was gibt es noch zu erzählen? Würde ich es wieder machen: JA und zwar ziemlich genauso, wie ich es gemacht habe. Vielleicht sollte ich versuchen etwas langsamer zu Reisen, aber unterwegs habe ich das Tempo nicht bereut. Vielleicht mit etwas mehr Planung, aber unterwegs hatte ich dazu keine Lust. Vielleicht sollte ich Bilder unterwegs sortieren und schönere Blogeinträge, mehr Geschichten, schreiben, aber auch darauf hatte ich keine Lust. Auch für meine einfachen Berichte hab ich viel Zeit und je nach Internetverbindung auch viel Nerven gebraucht.

Was werde ich vermissen? Leckeres Essen, viele freundliche Menschen und das Abenteuer jeden Tag etwas Neues zu erleben, zu sehen, zu schmecken und zu fühlen. Und alleine für die Glücksgefühle nach langer Zeit wieder nach Hause zu kommen lohnt sich eine weite, lange Reise.
Und mit einem bin ich mir sicher: Es war nicht die letzte (Welt)Reise, ein Ende gibt’s an unserer Kugel ja glücklicherweise nicht :)

And I think to myself what a wonderfull world (Louis Armstong)

Australien

Australien

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